Schweizer Fussball in den Medien

Alles andere rund um den Fussball
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Cabri
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#21 Beitrag von Cabri »

Auch der Bericht vom YB match war nicht das Gelbe vom Ei... :roll:

Insgesamt fehlt einfach die Konsequenz in den Berichterstattungen. Die einen Fans zeigen sie, die anderen nicht. Die einen obszönen Gesten werden gezeigt, andere (Keita) nicht. Einmal spucken sie Gift und Galle über Pyro, ein anderes Mal werden solche Aktionen weder erwähnt noch gezeigt. Vielleicht ist das Zeitbudget für die Fussballberichterstattung auch einach zu klein, um alles zu zeigen. Also her mit einer reinen Fussballsendung.
Schafe, denen kalifornische Wissenschafler beibringen wollten, Unkraut auf Weinbergen zu fressen, entwicklten eine ausgeprägte Vorliebe für Trauben der Rebsorte Chardonnay

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Godfather
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#22 Beitrag von Godfather »

Inside, Offside: Millionen-TV-Poker

Der Schweizer Klubfussball zeigt sich dieser Tage im internationalen Vergleich von der besten Seite. Gewissermassen von den Parforceleistungen des kleinen FC Thun gegen Dynamo Kiew sowie Malmö FF angespornt und inspiriert, haben der FC Basel, der Grasshopper-Club sowie der FC Zürich ihre Chancen auf der europäischen Bühne wahrgenommen. Noch hat sich aber kein Verein für die Champions League oder für die Gruppenphase des Uefa-Cups qualifiziert. Allenfalls aufkommende Euphorie wäre verfrüht. Positiv schlagen die bisherigen Resultate einzig hinsichtlich des Images sowie des Uefa-Rankings zu Buche. In dieser für die Zuteilung der Anzahl an Klubs eines Landes am Europacup massgeblichen Rangliste hat die Schweiz dank den bisher fünf Siegen sowie dem Remis Thuns in der Ukraine 5,5 Punkte hinzugewonnen.

Viel ist das nicht - aber immerhin weit mehr, als dies vor einem Jahr zu diesen Zeitpunkt der Fall gewesen war. Das Konto so richtig äufnen liesse sich aber im Fall einer Teilnahme in der Champions League. Allein die Tatsache eines Vorstosses in diesen Wettbewerb wird mit drei Punkten belohnt. Für die Swiss Football League (SFL) kommen jedoch selbst die bisherigen Ergebnisse wie gerufen. Dieser Tage stehen nämlich Verhandlungen um einen neuen TV-Vertrag auf dem Programm. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass es sich dabei um ein zähes Ringen handelt. Der Knackpunkt: Das Schweizer Fernsehen setzt andere Prioritäten als die übrigen europäischen Stationen - sämtliche Sportarten sollen hier möglichst gleich behandelt werden.

Bisher erhielt die SFL inklusive des Betrages von Sat 1 rund 6,6 Millionen Franken. Zum Vergleich: In Österreich generiert die Liga (nicht zuletzt dank Konkurrenz unter diversen Anbietern) rund 21 Millionen Franken. Weil die Nutzung des Produktes «Fussball» durch die moderne Kommunikationstechnik eine vielfältige geworden ist, nimmt SFL-Präsident Peter Stadelmann in den Verhandlungen eine harte Position ein. Er hofft, verschiedene Pakete zu schnüren und damit Einnahmen von rund 15 Millionen Franken erzielen zu können. Er sagt: «Auf dem Rasen läuft etwas, und in den Fussball zu investieren, ist nicht das Dümmste.» Die Liga will sich bis Ende September für das Sondieren der Lage Zeit nehmen. Ein sehr interessantes Dossier. Man darf gespannt sein, was der Markt hergibt.

Rolf Wesbonk

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

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Historiker
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#23 Beitrag von Historiker »

Wie viel blättert eigentlich Sat.1 pro Spiel hin. Und wie viel geht davon eigentlich an die Clubs?
"Sein erstes Spiel bestritt der Grasshopper-Club Zürich im Oktober 1886.
Die Medien verurteilten das Spiel als sinnloses Unterfangen, einem schmutzigen Lederball nachzurennen, anstatt die Freizeit nutzbringender zu verwenden."

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Godfather
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#24 Beitrag von Godfather »

Historiker hat geschrieben:Wie viel blättert eigentlich Sat.1 pro Spiel hin. Und wie viel geht davon eigentlich an die Clubs?
Am Anfang war immer von 30'000 Fr. die Rede. Wie es heute aussieht, weiss ich nicht.

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Cabri
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#25 Beitrag von Cabri »

Gehts noch armseliger?

Der Bericht vom GC-match in Plock war eine Schande :twisted:
Schafe, denen kalifornische Wissenschafler beibringen wollten, Unkraut auf Weinbergen zu fressen, entwicklten eine ausgeprägte Vorliebe für Trauben der Rebsorte Chardonnay

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ensifera
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#26 Beitrag von ensifera »

Cabri hat geschrieben:Gehts noch armseliger?

Der Bericht vom GC-match in Plock war eine Schande :twisted:
Du weisst aber schon, wie dieser Bericht zustande kam, oder?
Nedved hat geschrieben:Dank eines besonderen Efforts des Schweizer Fernsehens werden heute abend doch noch Bilder vom Spiel der Grasshoppers zu sehen sein. Denn das polnische Fernsehen hat sich gestern, entgegen anderer vertraglicher Vereinbarung entschlossen, das Spiel Wisla Plock gegen GC nicht zu produzieren. Der hier anwesende Reporter von SF DRS wird jetzt mit einem eingemieteten Kameramann die Partie aufzeichnen, direkt nach dem Spiel nach Warschau fahren und dort über Satellit einen Beitrag überspielen. Weil das Spiel bereits um 18 Uhr beginnt, wirds bis zur vorgesehen Ausstrahlung in der Sendung "Sport aktuell" zeitlich reichen.
"Gegen diese Eisenleger haben wir fast nie verloren. Und einmal verliessen wir den Letzigrund gar, ohne zu duschen. Wir sagten: Bei diesen Dreckskerlen duschen wir nicht..." (Roger Wehrli)

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#27 Beitrag von Historiker »

Naja die Kamera war halt voll polnisch. Aber unter diesen Umständen muss man sich auch mal beim SFDRS bedanken. :wink:
"Sein erstes Spiel bestritt der Grasshopper-Club Zürich im Oktober 1886.
Die Medien verurteilten das Spiel als sinnloses Unterfangen, einem schmutzigen Lederball nachzurennen, anstatt die Freizeit nutzbringender zu verwenden."

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Cabri
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#28 Beitrag von Cabri »

Sorry, das hab ich nicht gewusst. In dem Fall muss man sich tatsächlich bedanken bei sfdrs - Die Schande gehört dem polnischen Fernsehen. Allerdings hätte Rainer Maria auch kurz drauf hinweisen können, um eben solche Missverständnisse zu vermeiden.
Schafe, denen kalifornische Wissenschafler beibringen wollten, Unkraut auf Weinbergen zu fressen, entwicklten eine ausgeprägte Vorliebe für Trauben der Rebsorte Chardonnay

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Godfather
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#29 Beitrag von Godfather »

Der Millionenpoker ist angepfiffen

Die Swiss Football League will mehr Geld für den Schweizer Clubfussball - woher auch immer.

Bangende Fans, nervöse Clubbosse, zankende Funktionäre: Im Schweizer Fussball werden mal wieder TV-Rechte verhandelt. Das Szenario: Ab 2006 muss zahlen, wer die Schweizer Meisterschaft sehen will.


von Lukas Hadorn

Sonntagnachmittag, 17 Uhr, Stade de Suisse. Die Berner Young Boys spielen gegen den FC Zürich. Oder aber: "Sch* YB" gegen "Sch* Züri". Weil auf dem Rasen wenig läuft, messen sich die Fans mit Sprechchören aus den unteren Schubladen. Nur einmal, Mitte der zweiten Halbzeit, flackert so etwas wie Solidarität auf zwischen Gelb-Schwarz und Blau-Weiss: Gemeinsam decken sie den TV-Sender Sat 1 mit Verbalfäkalien ein.
Sie mögen es nicht, das Spiel am Sonntagnachmittag. Und daran ist Sat 1 Schweiz schuld. Seit sieben Jahren überträgt der Sender ein Spiel pro Woche live, Anpfiff ist am Sonntag um 16.15 Uhr. Die TV-Zuschauer mögen die Sendung, die Quoten sind gut. Für viele Fans ist es hingegen eine Unzeit, sie bevorzugen den Samstagabend. Wie so oft prallen die wirtschaftliche und die sportliche Logik aufeinander.
Ob es das Sonntagsspiel ab der kommenden Saison noch gibt, ist ungewiss. Im Juni 2006 wird die mediale Vermarktung des Schweizer Fussballs neu geregelt, und schon jetzt sind der Schweizerische Fussballverband SFV (als Inhaber der Rechte für Nationalmannschaft und Cup) und die Swiss Football League (Meisterschaft) auf der Suche nach den Partnern von morgen. Liga-Präsident Peter Stadelmann hat seine Braut zu diesem Zweck bereits prophylaktisch aufgehübscht: Die Liga habe einen Wer von 15 Millionen Franken, liess er im "Blick" verlauten und machte damit Druck auf die gegenwärtigen Vertragspartner SRG und Sat 1 Schweiz. Die zahlten bisher nur 6,6 Millionen im Jahr. Klar ist: Mehr Geld gibt es kaum. Nähere Angaben wollte auf Anfrage aber weder die eine noch die andere Partei machen.
Gegenüber CASH relativierte Stadelmann die 15 Millionen. Er habe nicht nur von TV-Rechten, sondern von der gesamten medialen Vermarktung gesprochen. Von einer Forderung könne ausserdem keine Rede sein. "Wir haben lediglich eine Marktanalyse gemacht."
Stadelmann pokert hoch - und er tut das zu Recht. Denn es gibt neue Player auf dem Markt. "Wir sind im Gespräch mit potenziellen Partnern", sagt er. Dabei handle es sich nicht nur um TV-Stationen, sondern auch um Sportrechtehändler. Mit einer solchen Agentur (ISPR) stiegen SFL und SFV schon beim Abschluss der aktuellen Verträge ins Boot.


IMG und Infront interessiert am Schweizer Fussball


Um welche Agenturen es sich handelt, will Stadelmann nicht sagen. "Da sind ganz unterschiedliche Kaliber darunter." CASH kennt zwei Namen: Sowohl die Zuger Firma Infront als auch die Agentur IMG haben Interesse. Beide haben bereits mit Verbandsfunktionären über dieses Thema gesprochen.
Die Sportrechtehändler sind aber vor allem an der internationalen Vermarktung der Nati interessiert. Trifft die Schweiz in einer WM- oder EM-Quali auf Gegner wie England oder Frankreich, lassen sich die TV-Bilder des Spiels für mehrere Millionen Franken (!) ins Ausland verkaufen. Gerüchten zufolge soll dieses lukrative Geschäft auch nach 2006 von der Hamburger Agentur ISPR ausgeübt werden.
Doch auch vom nationalen Fussball erhofft man sich ab Juni einen finanziellen Segen. Das Zauberwort lautet "Pay-TV", das Vorbild heisst Österreich. Dort liessen die Sender Premiere und ATV+ einen wahren Goldregen auf die österreichische Liga niederprasseln: 65 Millionen Franken für drei Jahre. Das ORF bot nicht einmal halb so viel.
In der Schweiz hofft man diesbezüglich auf Teleclub. Der Sender hat - im Gegensatz zur Konkurrentin Cablecom, die im Hinblick auf einen möglichen Börsengang ebenfalls als Abnehmerin gehandelt wird - sein Interesse bereits signalisiert. "Schweizer Fussball ist sehr spannend für uns", bestätigt Marketingchef Patrick Gantner, "aber bevor wir in konkrete Verhandlungen einsteigen, gibt es noch eine Menge Fragen zu klären."
Ein besonders grosses Fragezeichen steht hinter der Finanzierung. Eine Produktion, wie sie Premiere in Deutschland oder Österreich gestaltet (Konferenz-Schaltung aller Live-Spiele), kostet auch in der Schweiz rund 10 Millionen Franken im Jahr. Hinzu kommen die Rechte, die umso teurer werden, je exklusiver Teleclub die Bilder haben will. Ein Vierjahresvertrag kostet Teleclub somit bis zu 100 Millionen Franken. Demgegenüber stünden ein Imagegewinn und einige zehntausend Neukunden. Genug?

Kritik am "Alleingang" von Liga-Präsident Stadelmann

Die Chancen, dass Teleclub 2006 ins Schweizer Fussballgeschäft einsteigt, liegen laut Gantner derzeit bei 50 Prozent. Die Frage ist, ob der Sender im Falle eines Einstiegs die Exklusivität will oder nicht. Fussball nur gegen Bezahlung: für viele Fans ein Horrorszenario. "Das ist denkbar", sagt Gantner "aber auch eine Kooperation mit Free-TV-Sendern wäre eine Variante."
Eine Mischung aus kostenpflichtigem und kostenlosem Fussball käme auch den Clubs gelegen. Fände die Liga nur noch im Pay-TV statt, gäbe das Ärger mit den Sponsoren. Exklusivität heisst auch Zuschauerschwund; das hat der Fall Österreich ebenfalls gezeigt.
Nicht zuletzt deshalb wollen die Clubverantwortlichen wissen, mit wem die Liga worüber verhandelt. Peter Jauch, VR-Vizepräsident von YB und Mitglied der SFL-Marketingkommission, kritisiert den "Alleingang" Stadelmanns: "Wir kennen nicht einmal die zurzeit gültige Vertragssituation", sagt Jauch. "Die Liga soll uns endlich über die laufenden Verhandlungen und deren Inhalte informieren."
"Die Kritik wäre berechtigt, wenn ich nichts machen würde", kontert Stadelmann. "Herr Jauch soll zuerst seine Tagesgeschäfte erledigen, bevor er sich um strategische Fragen der Liga kümmert." Es zanken sich also nicht nur die Fans, auch die Funktionäre fahren sich gerne an den Karren. Immerhin: Kraftausdrücke benutzen sie nicht.

Quelle: Cash Nr. 34 vom 25. August 2005

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Godfather
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#30 Beitrag von Godfather »

Gesucht: 15 Millionen

Der Schweizer Profifussball will sich besser verkaufen – aber an wen?


VON UELI KÄGI UND THOMAS SCHIFFERLE

ZÜRICH - In England ist der Fernsehvertrag für die Übertragungsrechte an der Premier League im Jahr 846 Millionen Franken wert. In Frankreich sind es noch mehr, 930 Millionen. In Deutschland laufen derzeit die Verhandlungen für einen neuen Vertrag. Er soll eine deutliche Verbesserung für die Klubs bringen, um 155 auf 620 Millionen jährlich. Peter Stadelmann, Präsident der Swiss Football League ( SFL), kriegt ob solch horrender Zahlen « kein Augenwasser » . Er kennt die Auswirkung von Angebot und Nachfrage in den grossen Fussball- und Fernsehmärkten. Seit Monaten befasst er sich im Namen der Profiabteilung des Schweizer Verbandes mit der Thematik, weil der TV- Vertrag der Super League mit der SRG und Sat 1 Schweiz am 30. Juni 2006 ausläuft. 6,6 Millionen Franken zahlen die SRG ( 4,1) und Sat 1 ( 2,5) bislang zusammen pro Jahr. «Zu wenig», sagt Stadelmann und will die Einnahmen aus den TVRechten auf 15 Millionen Franken künftig steigern.

Das « Jammerlied » der SRG und Stadelmanns Reaktion

Anfang Jahr erstellte das Komitee der SFL einen Bericht über den Ist- Zustand, die Möglichkeiten und Entwicklungen des Schweizer Fussballs und verglich die Verhältnisse mit dem Ausland. Rund 50 Seiten umfasst das Werk, in dem eine der wesentlichen Schlussfolgerungen ist, dass der Schweizer Fussball als Produkt zu wenig gut vermarktet ist. « Wir haben 182 Spiele im Angebot, aber die SRG und Sat 1 beschränken sich darauf, nur einen Fünftel davon live zu übertragen » , sagt Stadelmann. Die ersten Gespräche führte der 50- jährige Wirtschaftsanwalt aus Gossau SG mit den bisherigen Vertragspartnern SRG und Sat 1. Schnell musste er erkennen, dass die SRG, der traditionelle Partner des Schweizer Fussballs, nicht bereit ist, von ihrer Philosophie und dem « Status quo » ( Stadelmann) abzurücken.

Sie will künftig nicht mehr für den Klubfussball zahlen. Stadel- mann hat « ihr Jammerlied » zur Kenntnis genommen, ohne Groll zwar; aber er hat sich von der Haltung des Monopolisten nicht entmutigen lassen. Seit Juli ist er damit beschäftigt, finanzkräftigere oder zahlungswilligere Partner zu suchen.

Intensive Gespräche hat er schon einige geführt, zuletzt am Donnerstag in Zürich und am Freitag in Bern. Ende Oktober will er eine Zwischenbilanz ziehen und dann November und Dezember nutzen, die Verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen. So ist zumindest der Fahrplan. Und Stadelmann glaubt: «Wir sind auf gutem Weg.»

Österreich als Vorbild und Pay-TV als Zauberwort

Die Inspiration, für die Super League mehr Geld herausholen zu können, hat die Liga im Ausland gefunden. Sie sieht Belgien, wo die Liga in drei Jahren 44 Millionen Euro erhält. Zieht Holland zum Vergleich her, wo die Kaufkraft pro Kopf weit schwächer ist als in der Schweiz (19 700 gegenüber 28 000 Euro), aber die Rechte an der Eredivisie dennoch für drei Jahre und 70 Millionen Euro verkauft wurden. Und vor allem redet sie von Österreich.

Die T-Mobile Bundesliga von Österreich wandte sich vom Monopolisten ORF ab und dem Pay- TV- Sender Premiere zu. Der ORF darf erst dank eines Gerichtsbeschlusses wenigstens 90 Sekunden pro Meisterschaftsspiel zeigen. Die Liga wiederum tut sich seit 2004 an einem Dreijahresvertrag gütlich, der 42 Millionen Euro wert ist oder pro Saison 21,7 Millionen Franken.

Pay-TV ist für Stadelmann das Zauberwort. Nur Bezahlsender können und wollen das ganz grosse Geld garantieren, wie BSkyB (Sky Sports) in England, Canal Plus in Frankreich oder Premiere in Deutschland. In der Schweiz wird ein Modell wie in Österreich zwar nicht angestrebt. Stadelmann will mit der Super League weiterhin auch im frei empfangbaren Fernsehen, dem Free- TV, breit vertreten sein.

Den Idealfall hat er im Kopf: jede Runde im Pay- TV ein Spiel live ...

http://epaper.sonntagszeitung.ch/data/s ... mage_0.jpg

Der Traum der Super League: Fernseh- Übertragungen wie in der grossen Welt des Fussballs FOTO: IMAGO

... und drei weitere in einer Konferenzschaltung, im Free- TV das fünfte Spiel live plus eine Zusammenfassung aller Spiele. Die Liga hat im Sinn, die Rechte in diversen Paketen zu verkaufen. Denn für sie gibt es nicht nur Free- und Pay- TV. Sie denkt auch an den Mobilfunk und das Internet, wo der Kunde die Möglichkeit haben soll, Spiele live oder zumindest in Ausschnitten verfolgen zu können.

«Die Präsenz und Promotion unseres Produktes erhöhen»

In England ist das bereits gang und gäbe. Arsenal etwa bietet im Internet Zusammenfassungen ( und weitere Dienste) für jährlich 100 Franken an. Der FC Basel will, so Mediensprecher Josef Zindel, die Tore seiner Mannschaft alsbald im Internet zeigen.

Weil er das gratis tun möchte, muss er noch die Finanzierung dafür regeln. Überdies will er seinen Fans per MMS- Video die Tore umgehend aufs Handy übermitteln, für 90 Rappen pro Mitteilung. Ein erster Versuch am Donnerstag beim Uefa- Cup- Spiel gegen Siroki Brijeg scheiterte an technischen Details.

Stadelmann denkt weiter an den separaten Verkauf von den Rechten für Übertragungen auf Grossleinwände in Städten oder Stadien und den Rechten für die Ausstrahlung von Bildern auf Flughäfen. Sein Richtwert von 15 Millionen Franken setzt sich aus dem Verkauf aller möglichen Pakete zusammen. « Es geht uns ums Geld, aber nicht nur » , sagt Stadelmann. Mit dem neuen Vertrag ist die Absicht verbunden, « Präsenz und Promotion unseres Produkts zu erhöhen » . Die Rechte sollen nicht ungenutzt liegen bleiben, wie das bei der gültigen Vereinbarung mit SRG und Sat 1 der Fall ist.

Der Moment für einen neuen, lukrativeren Vertrag ist günstig. Denkt zumindest Stadelmann und listet seine Argumente flüssig auf: die Erfolge der Nationalmannschaft; die Auftritte von Thun im Europacup; die anstehende EM 2008; der Bau von neuen Stadien, die bei Übertragungen im Fernsehen nicht mehr abstossend wirken wie etwa das Municipal von Yverdon. Stadelmann sagt: « Die bisherigen Gespräche haben gezeigt, dass das Interesse am Schweizer Fussball vorhanden ist. » Eine erste konkrete Offerte liegt der Liga vor.

Aber zentrale Fragen stehen im Raum: Wer kommt überhaupt als künftiger Partner in Frage? Und vor allem: Wer kann refinanzieren, was bei der Umsetzung von Stadelmanns Pay- TV- Plänen an Kosten anfallen würde? Teleclub, der Premiere- Partner, ist ein möglicher Kunde. Ein weiterer ist Cablecom. Sat 1 würde gerne im Geschäft bleiben.

Sportrechtehändler wie die Fussballger Infront von Günter Netzer sind offenbar mit Stadelmann im Kontakt. « Was nützt es, Rechte erst zu kaufen und dann weiter verkaufen zu wollen, wenn es keinen wirklichen Markt gibt? » , wendet Branchenkenner René C.

Jäggi ein, Basler Präsident des 1. FC Kaiserslautern. Vielleicht sind Leute wie Netzer auch nur an den Marketingrechten der SFL interessiert. Denn auch der Vertrag, der diese Rechte regelt, läuft im kommenden Sommer aus. Derzeit bringt er rund 3 bis 3,5 Millionen ein. « Ein Plus liegt auch hier drin » , behauptet Stadelmann.

Was die Fernsehrechte angeht, führt am Ende kein Weg an der SRG vorbei, zu welchem Preis auch immer. Die Schweiz hat den Nachteil der diversen Sprachregionen und in der Deutschschweiz nur 4,5 Millionen Einwohner, zum Vergleich von 8 Millionen in Österreich. Sie muss mit einer ganz schwach ausgebildeten Kultur bei den privaten Sendern auskommen. Darum kann niemand besser als die SRG eine flächendeckende Versorgung garantieren, die auch Welschland und Tessin erreicht.

Die SRG kann es sich aus Imagegründen gar nicht leisten, bei der Super League abseits zu sehen. Sie bewirbt sich bei der in Nyon ansässigen Uefa um einen höchst lukrativen Produktionsauftrag für die EM 2008. Da würde sie denkbar schlecht aussehen, wenn sie während der zwei Jahre vor diesem Grossereignis nichts zur Bewerbung des nationalen Klubfussballs beitragen würde.

Bleibt die Frage nach den Kosten, die bei einem Pay- TV- Modell mit einer massiven Zunahme von Livebildern deutlich in die Höhe gingen. Eine qualitativ gute Produktion eines Livespiels kostet rund 100 000 Franken. Die SRG gibt insgesamt für die Produktion nochmals so viel aus wie für den Kauf der Rechte, also rund 4 Millionen Franken. Sat 1 schreibt mit jedem seiner 26 Livespiele angeblich einen mittleren fünfstelligen Betrag ab.

15 Millionen? Sehr gut wären schon 9 Millionen

Die Refinanzierung von Aufwendungen ist bei den Sportrechten ein wichtiger Punkt. BSkyB in Grossbritannien hat zum Beispiel allein 7,8 Millionen private Abonnenten, die jährlich um die 7 Milliarden Franken an Gebühren bezahlen. Das rechnet sich. Premiere bietet in Österreich das komplette Fussballpaket für 15 Franken im Monat an. Seit Mai dieses Jahres hat der Sender 80 000 Kunden gewonnen und Mehreinnahmen von mindestens 15 Millionen. Das kann sich angesichts der Kosten für Rechte ( 21,7 Millionen) und Produktion nicht rechnen. Premiere hofft auf eine Verdoppelung der Kunden bis 2007.

«In der Schweiz sehe ich das Potenzial an Neukunden bei mehreren 10 000 » , sagt Patrick Gantner, Marketingleiter von Teleclub. Doch er gibt selber zu bedenken, dass diese Zahl bei einem Abonnementspreis von monatlich 50 Franken nur schwer erreichbar wäre. Der Verkauf von Pay- TV- Abonnements boomt nirgends mehr als da, wo der Fussball Ausdruck eines Lebensgefühls ist. Auch in dieser Beziehung ist die Schweiz nicht England oder Deutschland.

15 Millionen also möchte Stadelmann im besten Fall erwirtschaften. Realistischer ist wohl die Erwartung eines Insiders, der mit 9 Millionen zufrieden wäre. Auch das wäre eine respektable Steigerung, zumindest prozentual. In Franken wäre sie immer noch zu marginal, um nachhaltige Auswirkungen auf den Geschäftsgang der Vereine zu haben. « Ob die Klubs mit dem zusätzlichen Geld etwas Gescheites machen, weiss ich auch nicht » , sagt Stadelmann, «ich weiss nur, wir haben die Pflicht, für sie das Optimum herauszuholen.»

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Quelle: SonntagsZeitung vom 18.9.2005, Seite 33 und 34

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