Alarich hat geschrieben: ↑29.05.19 @ 8:27
Danke! Es ist die einzig vernünftige Strategie. Die ständigen Appelle à la "jetzt muss aber ganz schnell X passieren", "diese Saison muss man Y erreichen SONST" höre ich seit über 15 Jahren. Diese Flickwerk-Mentalität hat uns immer tiefer und jetzt sogar in die Unterklassigkeit gestürzt, obwohl man mehr Geld ausgab als andere Klubs. Rietiker sagt er sei kein Fussball-Fachmann und holt sich die Experten. Auch das ist vernünftig und sicher vertrauenswürdiger als gewisse hochstapelnde Vorgänger ohne Leistungsausweis, selbsternannte Experten von Anlikers Gnaden, die eher innerhalb des Campus mit Täuschung arbeiteten statt gegen unsere Konkurrenten. Erst ab jetzt bzw. der neuen Saison sind wir den grossen Teil dieser Altlasten los. Dass viele neue Leute keine waschechten Hoppers sind oder sein werden, ist auch klar. Die Zeiten, in denen wir auswählen konnten, sind lange vorbei. Und trotzdem alles über den Köpfen der Fans entscheiden geht nicht, routinemässig Spielabbrüche provozieren geht ebenso nicht. Wer eine viel bessere Lösung im Kopf hat und wegen Forte nicht mehr schlafen kann, soll Herr Rietiker anschreiben. Und wenn er keine Antwort erhält, dann findet er auch zurecht mehr Unterstützer und Kritiker. Bis dahin ist die Anti-Fraktion eine laute, auch wenn wichtige, Minderheit.
Mittlerweile teile ich diese Ansicht. Mit dem Abstieg ist der Worst Case eingetreten, klar, aber das bedeutet auch, dass jetzt die wahrscheinlich einmalige Chance da ist, einen grundlegenden Neuanfang zu machen. Und hierfür muss wohl anfänglich etwas kleiner gedacht werden, vernünftiger. Natürlich ist man versucht, das ganze Chaos behelfsmässig aufzuräumen, das Budget weiterhin ähnlich hoch zu halten, ein paar erfahrene Altstars einzustellen und den sofortigen Aufstieg um jeden Preis erzwingen zu wollen. Aber - abgesehen davon, dass dies selbst dann nicht zwingend gelingen muss - besteht da nicht die Gefahr, dass es dann genau gleich weitergeht wie bisher? Dieses kurzfristige Denken von Saison zu Saison (oder eigentlich sogar von Saisonhälfte zu Saisonhälfte) hat uns in die Sch* geführt. Und davon habe ich jetzt endgültig die Schnauze voll. So gesehen ist es mir lieber, wenn man den Verein in Ruhe gesunden lässt, die Kosten auf ein einigermassen tragbares Niveau senkt und dafür auch in Kauf nimmt, erst in zwei, drei oder dann halt vier Jahren wieder erstklassig zu sein. Wenn es früher gelingt - schön! Wenn nicht, dann ist es halt so. Die Marke GC würde auch das überleben, mehr Schaden als in den letzten Jahren kann sie sowieso nicht mehr nehmen. Inwieweit mehrere Spielzeiten in der Challenge League finanziell tragbar wären, kann ich natürlich nicht sagen. Aber wir schaffen es ja auch seit Jahren irgendwie ein 20 Mio.-Budget zu stemmen, obwohl damit so gut wie nichts erreicht worden ist. Und andere Vereine mit ähnlichen Voraussetzungen und Renommee haben da unten finanziell auch überlebt (Servette, Xamax, früher Basel). In personeller Hinsicht wäre jetzt die Gelegenheit, jungen, unverbrauchten Köpfen eine Chance zu geben. Sei es bei der Kaderzusammenstellung wie auch beim Staff. Auf der Trainerposition hat man das leider schon etwas vergeigt, aber die Verpflichtung von Sandro Burki als Sportchef wäre in dieser Hinsicht schon mal ein gutes Zeichen.
Der FCZ muss sich nur fragen, was für Gesindel er in seinem Anhang mitschleppt. (Tages-Anzeiger, 23.10.2021)