Der FC Luzern wollte Bernhard Alpstaeg aus seinem Stadion werfen: Jetzt kommt es zur Wende – und es droht der nächste Streit
Der FC Luzern und Bernhard Alpstaeg liegen weiter im Streit. Nun erringt der FCL-Aktionär im Streit um die Loge in der Swisspor-Arena einen Sieg – und geht in die Gegenoffensive. Die Hintergründe.
Die Führungsriege des FC Luzern will Bernhard Alpstaeg loswerden. Man will ihn nicht als Mehrheitsaktionär und am liebsten auch nicht mehr im Stadion. Doch Alpstaeg ist mit seinem Unternehmen Swisspor AG nicht nur Namensgeber der Swisspor-Arena. Er besitzt auch das Stadion, weil ihm 60 Prozent der Aktien der Stadion Luzern AG gehören. Dennoch wollte ihn die Führungsriege des Super-Ligisten zur neuen Saison aus dem Stadion werfen und hat Alpstaeg deshalb dessen Loge gekündigt.
Eine Entscheidung, die Bernhard Alpstaeg als widerrechtlich angefochten hat. Er argumentierte damit, dass es sich a) um einen Mietvertrag handle und b) die Swisspor-Loge ein Geschäftsraum sei. Der Verwaltungsrat des FCL bestritt beides, weil der Vertrag auch Bandenwerbung beinhaltet.
Anfang Juli erklärte die Schlichtungsstelle Miete und Pacht des Kantons Luzern, die Kündigung sei ungültig, weil es sich um einen Geschäftsraum handle. Für die Kündigung müsse ein entsprechendes Formular verwendet werden, was der FCL versäumt habe. Gleichzeitig räumte die Behörde den Parteien bis Ende Juli Zeit ein, ihre Differenzen zu bereinigen. Nun hat der Verwaltungsrat des FC Luzern die Kündigung schriftlich widerrufen, wie der FCL gegenüber CH Media bestätigt.
Fantransparent als Stein des Anstosses
Heisst: Die Swisspor AG und Alpstaeg werden auch in der laufenden Saison 2023/24 eine Loge im Stadion besitzen, um die Spiele des FC Luzern vor Ort zu verfolgen – auch wenn Alpstaeg dort zuletzt ein seltener Gast war.
Doch kaum ist der eine Brand gelöscht, flammt ein neuer Konflikt auf. Wie CH Media erfahren hat, reicht Bernhard Alpstaeg eine Schadensersatzklage ein. Der Vorwurf: Vertragsbruch. Konkret geht es um eine Werbebande im Stadion hinter dem Tor, das vor dem Sektor der FCL-Fans steht. Weil diese Bande bei TV-Übertragungen eine sehr hohe Visibilität verspricht, hat sie auch einen grossen Werbewert. Das Problem: Der Swisspor-Schriftzug werde seit Monaten vom Fantransparent «Leuchtenstadt» abgedeckt.
Swisspor und Alpstaeg machen einen Schaden im Bereich von 14’000 bis 25’000 Franken geltend. Den höheren Betrag weisen die Luzerner als Preis in einer Broschüre aus, die sich an interessierte Werbepartner richtet. Aus finanzieller Sicht vernachlässigbar ist der zweite Teil der Klage. Alpstaeg habe bei internationalen Spielen ein Vorrecht, die Loge zu einem fixierten Preis zu mieten und weitere Tickets zu erwerben. Ein Recht, das Alpstaeg beim Spiel zwischen der Schweiz und Rumänien vom 19. Juni verweigert worden sei, weil der Schweizerische Fussballverband Organisator sei.
Der FC Luzern schreibt auf Anfrage von CH Media: «Klagen gibt es in diesem Zusammenhang nicht.»
Begründet hat der FC Luzern die Kündigung der Loge unter anderem mit ausstehenden Zahlungen. Eine Darstellung, die Alpstaeg-Sprecher Sacha Wigdorovits bestritt: «Die Behauptung ist nachweislich falsch. Swisspor hat die für die Loge geschuldeten Mietzahlungen innerhalb der von der Swisspor-Arena Events AG vorgegebenen Frist geleistet.» Alle offenen Beträge wurden inzwischen beglichen, wie beide Seiten bestätigen.
Unbestritten ist, dass Swisspor und Alpstaeg gewisse Mietzinszahlungen bewusst zurückgehalten haben, weil die Swisspor-Arena Events AG ihrerseits die letzte Miete und Nebenkosten für das Stadion noch nicht vollständig bezahlt hätten und der Stadion Luzern AG 323’000 Franken schuldeten, wo Bernhard Alpstaeg bekanntlich Mehrheitseigner ist.
Als zweiten Grund für die Kündigung der Loge nannte der FCL, er wolle die Marketing-Pakete allen Inhabern künftig zu gleichen Konditionen verkaufen. Im Vorfeld der Schlichtungsverhandlung unterbreitete Stefan Wolf Alpstaeg zuhanden der Swisspor AG einen neuen Vorschlag, den dieser allerdings als absolut inakzeptabel bezeichnete und zurückwies.
Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, bezahlt der Beirat des FCL für eine Doppel-Loge, die 36 Personen Platz bietet, 162’500 Franken. Die Swisspor aber sollte für eine einzelne Businessloge mit 10 Plätzen künftig 150’000 Franken bezahlen – und damit drei Mal mehr pro Besucherin. Derzeit überweise die Swisspor für Loge und Werbung (TV und Banden) 200’000 Franken pro Saison, sagt Wigdorovits. Nun verlangte der FCL für das gleiche Paket 379’000 Franken – und damit fast das Doppelte.
Der FC Luzern schreibt auf Anfrage: «Über den Inhalt der angebotenen Vereinbarung wird der FC Luzern keine Auskunft geben, ausser, dass diese sich an den Vereinbarungen mit anderen Sponsoren im gleichen Angebotssegment orientiert hat.»
Für die Seite von Bernhard Alpstaeg ist klar: Die Kündigung ist nicht etwa aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt, weil der FCL sie deutlich teurer hätte vermieten können, sondern «offenbar aus purer Bosheit». Denn «derzeit stehen gemäss unseren Informationen noch drei andere Logen leer, weil die FCL-Führung dafür keine Mieter gefunden hat», sagt Wigdorovits. In Anbetracht der finanziellen Lage des FCL mutwillig eine vierte Loge zu kündigen, bezeichnet er deshalb als «völlig verantwortungslos».
Beim FC Luzern ist die Betrachtungsweise eine andere. Der Verein schreibt: «Um die Möglichkeit von Einzelbuchungen bei den Heimspielen des FC Luzern jederzeit gewährleisten zu können, werden in jeder Saison verschiedene Logen-Bereiche in der Swissporarena nicht über die gesamte Saison verkauft.»
Quelle:
https://www.aargauerzeitung.ch/sport/fu ... ld.2495886