the_waele hat geschrieben: ↑05.11.24 @ 11:36 https://www.nzz.ch/zuerich/fangewalt-in ... ld.1855613
https://www.20min.ch/story/zuerich-glp- ... -103213783
Fangewalt in Zürich: Die Grünliberalen regen an, FCZ und GC aus dem Letzigrundstadion zu werfen
Die Klubs sind Mieter im Letzigrund – diesen Hebel solle die Stadt nutzen.
Michael von Ledebur 03.11.2024, 05.00 Uhr
Die Grünliberalen wollen, dass die Stadt als Vermieterin des Letzigrunds Druck auf die Fussballklubs aufbaut.
Eine Horde vermummter Fussballfans fährt mit mehreren Autos vor, stürmt eine Chilbi und macht Jagd auf vermeintliche Anhänger des gegnerischen Klubs. Fans überfallen andere Fans, die in einer Turnhalle Spruchbänder bemalen. Chaoten versprühen Pfefferspray in einem vollbesetzten S-Bahn-Wagen.
In den vergangenen Wochen haben sich Gewalttaten von Fussballfans im Kanton Zürich gehäuft. Sie verstärken den Eindruck, dass diese zunehmend im rechtsfreien Raum agieren können. Der Druck auf die Fussballklubs und die Behörden, zu handeln, wächst.
Jetzt haben die Grünliberalen der Stadt Zürich im Stadtparlament einen Vorstoss eingereicht, der für eine Partei links der Mitte erstaunlich radikal formuliert ist. Stossrichtung: Die Stadt als Vermieterin des Letzigrunds soll den Fussballvereinen ihre Spielstätte, den Letzigrund, entziehen, sollten die Vereine die Fangewalt nicht endlich in den Griff bekommen.
Eine der Fragen an den Stadtrat lautet: «Inwiefern ist im Mietvertrag geregelt, unter welchen Umständen den Klubs das Recht, im Stadion zu spielen, verweigert wird?»
Keine Anzeige nach Ballverteilungs-Aktion
Der GLP-Stadtparlamentarier Markus Merki hat die Interpellation geschrieben. «Es braucht jetzt einen Weckruf», findet er. Denn die Klubs, vor allem die Klubführung des FCZ, tue zu wenig gegen Fangewalt. Und als Vermieterin des Letzigrunds habe die Stadt grundsätzlich die Möglichkeit, auf die Fussballklubs einzuwirken.
Merki ortet Halbherzigkeit und Hilflosigkeit beim Stadtrat. Als jüngstes Beispiel nennt er den Umgang mit der Ballverteilungs-Aktion von FCZ-Fans. Im vergangenen Mai verschafften sich Mitglieder der Südkurve Zugang zu Zürcher Pausenplätzen und Klassenzimmern und verteilten Fussbälle an Schüler.
SVP und FDP wiederum wollten vom Stadtrat in einer Anfrage wissen, warum dieser keine Strafanzeige eingereicht habe. Die Antwort: Es habe sich nur um einen Verstoss gegen die Hausordnung gehandelt, nicht um Hausfriedensbruch.
Auf die Frage, wie man verhindern könne, dass sich solche Aktionen wiederholten, schreibt der Stadtrat, man sei im Austausch mit den FCZ-Verantwortlichen. Allerdings ist der Antwort zu entnehmen, dass gerade dies schon unmittelbar nach der ersten Ballverteilungs-Aktion der Fall war. Dennoch drangen am nächsten Tag erneut FCZ-Fans ins Schulareal ein.
Weder der FC Zürich noch GC wollten sich gegenüber der NZZ zum GLP-Vorstoss äussern. Auch das zuständige Sportdepartement äussert sich mit Verweis auf die Gepflogenheiten bei Interpellationen derzeit nicht. Der Stadtrat muss sie innerhalb von sechs Monaten beantworten.
Im Stadion selbst gibt es wenig Gewalt
Eine Drohung hat nur dann Gewicht, wenn die angedrohte Konsequenz auch umsetzbar ist. Da gäbe es im Falle des Letzigrunds einige Fragezeichen. Zunächst müsste die Stadt den Vereinen wohl konkrete Verfehlungen aufzeigen können, die eine Auflösung des Mietverhältnisses rechtfertigen würden. Die Gewaltexzesse spielen sich heute aber oft fern des Stadions ab.
Mit dem Auszug der Fussballklubs entgingen der Stadt Mieteinnahmen von jährlich drei Millionen Franken – wobei die Stadt den Betrieb im Letzigrund heute schon mit zehn Millionen Franken pro Jahr subventioniert. Ersatzveranstaltungen wären nur bedingt möglich, da der Gestaltungsplan pro Jahr nur vier Open-Air-Konzerte und ein fünftes alle drei Jahre erlaubt.
Vor allem aber liefe eine Kündigung des Mietvertrages darauf hinaus, die Klubs in ihrer Existenz zu gefährden. Dies wiederum würde den Plänen für ein neues Fussballstadion auf dem Hardturm zuwiderlaufen. Pläne, die das Volk in zahlreichen Urnenabstimmungen gutgeheissen hat.
Merki sagt, ihm sei völlig klar, dass es sich um eine sehr weitgehende Anregung handle. Er sagt: «Ich bin der Letzte, der eine Kündigung des Mietverhältnisses in die Tat umgesetzt sehen will.» Was er aber erreichen wolle: dass sich Behörden und Vereine endlich bewegten.