Silas142 hat geschrieben: ↑27.06.25 @ 10:58
Krone Zeitung von heute, Interview mit Scheiblehner:
Letzten Samstag kam im Urlaub der Anruf, am Montag kündigte Gerald Scheiblehner bei BW Linz, und morgen legt der Trainer in der Schweiz los.
Wir waren im Urlaub, trotzdem musste alles schnell gehen: die Kommunikation mit Blau-Weiß, die Reise nach Zürich.
Als Fußballprofi verzeichnete Gerald Scheiblehner (48) nur einen Bundesliga-Einsatz – 1998 für die Wiener Austria. In der Trainerbranche gilt der Linzer aber als einer der rot-weiß-roten Aufsteiger der letzten Jahre. Nachdem er 2018 Steyr in die 2. Liga geführt hatte, war der Bundesliga-Aufstieg 2023 mit BW Linz für den Vater dreier Söhne der endgültige Durchbruch. Nun wechselte Scheiblehner für kolportierte 150.000 € zum Grasshopper Club Zürich in die Schweiz.
Hier beim Grasshopper Club Zürich gibt es einen echten Umbruch, bei dem ich mitgestalten will. Ich bin stolz, hier zu sein.
Ich bin dann mal weg: Nach vier Jahren verließ Gerald Scheiblehner BW Linz kurz vor dem Trainingsauftakt in Richtung Schweiz.
Ich habe für den FC Blau-Weiß vier Jahre alles gegeben – daher kann ich mit einem guten Gewissen gehen.
Blau-Weiß Linz war sein Herzensklub! „Es war wie eine Beziehung“, betont Gerald Scheiblehner, der seiner Fußball-Liebe zuletzt nach vier Jahren trotzdem Stunden vor dem Trainingsauftakt den Rücken gekehrt hat, um Trainer beim Grasshopper Club Zürich zu werden. Der 48-Jährige lässt den Schweizer Traditionsklub bereits ab morgen nach seiner Pfeife tanzen.
Herr Scheiblehner, was sind Ihre Ziele mit dem GC Zürich, nachdem der Verein in der letzten Saison in der Super League lediglich den vorletzten Platz belegt hatte: Nur – wie man in der Schweiz sagen würde – D‘Ufschtöuige furt buzzä oder meh’?
Wie bitte?
Na, wollen Sie nur die Aufsteiger besiegen oder etwa ins Cöpfinal? Spaß beiseite: Die Fußball-Schweiz bietet auch sprachlich Herausforderungen: Spielerfrauen werden etwa „Tüpfi“ genannt. Was sagte eigentlich Ihre Frau, als Sie vergangenen Samstag von GC-Sportchef Alain Sutter in Jesolo angerufen wurden und er von Ihnen eine rasche Entscheidung verlangte?
Sie schüttelte den Kopf und sagte, dass Fußball verrückt ist. Aber natürlich hat sie sich gefreut, dass sich diese Chance für mich am Ende doch noch ergeben hat. Wir haben dann gleich besprochen, wie wir das angehen, weil es doch stressig war. Wir waren im Urlaub, trotzdem musste alles schnell gehen: die Kommunikation mit Blau-Weiß, die Reise nach Zürich, es war viel zu tun.
Und was sagte Ihr Herz? Immerhin hatte Blau-Weiß zwei Tage später der Trainingsauftakt!
Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn alles zwei, drei Wochen vorher passiert wäre. Trotzdem wusste ich, dass die Mannschaft sehr, sehr gut aufgestellt ist und das Trainerteam bleibt. Natürlich wusste ich auch, dass es eine Aufgabe für den Verein ist, wenn der Cheftrainer geht. Aber Blau-Weiß ist so stabil aufgestellt, dass ich mir überhaupt keine Sorgen mache. Deshalb bin ich letzten Endes mit einem guten Gefühl gegangen.
Ist es Ihnen trotzdem schwer gefallen, Geschäftsführer Christoph Peschek Stunden vor dem Trainingsstart über Ihren Abgang zu informieren?
Ich hab’ Christoph Schösswendter angerufen, denn er war mein direkter Vorgesetzter. Der war natürlich überrascht, ein bisschen enttäuscht und mit der Situation kurz überfordert, aber auch sehr respektvoll. Wir haben dann auch eine gute Lösung getroffen.
Verstehen Sie, dass mancher Fan in Linz derzeit der Meinung ist, Sie hätten den Klub im Stich gelassen?
Die das sagen, sollen sich die letzten vier Jahre ansehen. Ich habe für den Klub alles gegeben, in vielen Bereichen meinen Beitrag geleistet, dass Blau-Weiß gut dasteht. Ich kann mit einem guten Gewissen gehen.
Zu einem Traditionsverein, der in der Schweiz Rekordmeister und -cupsieger ist, seit Jahren aber meist nur noch für Chaos, Intrigen, Grabenkämpfe und Skandale gestanden ist. Letztere machten selbst vor dem Nachwuchs nicht halt. So sollen Mütter Trainern etwa Sex angeboten haben, damit ihre Söhne mehr Einsatzzeit bekommen. Tangiert Sie so etwas?
Natürlich habe ich mich ausführlich über den Verein erkundigt. Der hat zwar eine große Vergangenheit, war aber zuletzt in vielen Bereichen eben nicht erfolgreich. Aber nun hat sich der Grasshopper Club völlig neu aufgestellt. Nicht nur mit dem neuen Sportdirektor Alain Sutter.
Es gibt mit dem Los Angeles FC auch einen Investor, der 96 Prozent des Klubs besitzt.
Auch mit dessen Verantwortlichem in Amerika habe ich gesprochen. Auch der wirkt sehr motiviert, wie alle hier. Es gibt hier einen echten Umbruch, bei dem ich mitgestalten will. Ich bin stolz, hier zu sein.
Was sind Ihre Ziele?
Erst die Mannschaft kennenlernen, mir ein genaues Bild machen, dann Ähnliches zu entwickeln wie in Linz: einen attraktiven Fußball, bei dem eine klare Linie erkennbar ist, spielen, stabil durch die Liga kommen und die vielen jungen Spieler weiterbringen. Ich freu’ mich auf diese neue Herausforderung, erstmals im Ausland zu sein – noch dazu in einem Land, wo es ähnlich abläuft wie in Österrei
Werden Ihre Frau und Ihre Zwillinge nach Zürich nachkommen?
Geplant ist es! Wir müssen allerdings erst das Schulische für unsere beiden Buben klären.